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Familienhütte von Young Deer

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Beitrag von Young Deer 9/10/2011, 18:49

Familienhütte von Young Deer Langha10

Die Familienhütte von Young Deer steht direkt neben dem Dorfplatz. Es ist eine geräumige Langhütte, erbaut aus Fichtenholz, Baumrinden und Schilfgrasmatten als Dach. Sie besitzt zwei Eingänge, wobei der Eingang welcher entgegen des Dorfplatzes liegt eher nur ein Notausgang ist, und zuweilen dazu genutzt wird um Nachts schnell aus der Hütte zu huschen um sich zu erleichtern. Beide Eingänge sind über eine Leiter zugänglich.
Das Dach der Hütte ist rund und hoch, und drinnen ist viel Platz für eine große Familie. Der Boden ist mit Lehm verputzt und stets sauber gekehrt, in der Mitte befindet sich die Feuerstelle. Dort gibt es Mahlstein, Kochplatte und Kessel. Rings um die Feuerstelle liegen Hirschfelle. Young Deers Eltern schlafen nahe des Eingangs, Clovers und Young Deers Betten stehen auf der anderen Seite des Raumes, wobei sie so viel Abstand zueinander halten wie möglich. Die Schlaflager bestehen aus Holzgestellen, die mit geflochtenen Weidenmatten bezogen sind. Darauf werden die Felle ausgelegt.
An den Wänden der Hütte hängen kaum schmückende Gegenstände; einige Jagdtrophäen von Young Deers Vater, sowie das Geweih des ersten Hirschs den Young Deer einst erlegt hatte. An den Querstreben unter dem Dach werden Kleidung, getrocknetes Gemüse, Kräuter und Säcke mit Mehl und Bohnen aufgehängt. Auf dem Boden nahe der Feuerstelle stehen Körbe und Tonkrüge, gefüllt mit Nüssen, Samen und anderen Vorräten. Jedes Familienmitglied besitzt einen kleinen Behälter, in dem er seine wichtigsten Habseligkeiten aufbewahrt, und verwahrt ihn an seinem Schlaflager. Dort stehen auch die jeweiligen Waffen.
Young Deer
Young Deer
Kangee Warrior


Charakterbeschreibung
Name: Young Deer
Alter: 25
Clan: Kangee

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Beitrag von Young Deer 9/10/2011, 18:50

<- Waldgebiet am Hungry Horse Lake


Noch immer herrschte aufmerksames Schweigen in der Hütte, nur hier und da war das Rascheln von Kleidung, das Scharren von Mokassins auf dem Boden oder ein flüchtiges Flüstern zu hören, und von draussen hörte man die letzten Sommervögel zwitschern. Young Deer saß dort auf dem Hirschfell, noch immer schweigend, und ließ sich von dem Feuer wärmen. Der Schweiß lief ihm den Nacken hinab und ließ das Haar unangenehm auf der Haut kleben. Er fühlte sich ein wenig unwohl, und dennoch sammelte er seine Gedanken um diesen Leuten, welche alle zu seiner großen Familie gehörten, eine abenteuerliche Geschichte zu erzählen, eine die kaum einer von ihnen jemals erleben würde. Seine Schwester hatte ihn vor den anderen begrüßt, und nun atmete er noch einmal unmerklich durch und hob seinen Blick. Dann begann er davon zu erzählen wie er zuerst zu den Chinook geritten war bevor es ihn in die Weiten der Plains gezogen hatte. Seine Stimme war noch ruhig und ein wenig unsicher während er davon berichtete, wie er tagelang in der heißen Sonne gerastet und sich unter dem Bauch seines Pferdes verborgen hatte, nur einen einzigen Wasserschlauch bei sich. Dann erzählte er wie sich die Landschaft verändert hatte; wie die Steppen immer öfter von Sträuchern und Bäumen bewachsen waren, und wie er irgendwann in die Wälder gelangt war, ohne jemals einer anderen Menschenseele zu begegnen. Die Umstehenden hörten ihm neugierig und aufmerksam zu, und ihre Augen wurden größer als er von riesigen Felsmassiven erzählte, noch größer als die Berge in diesem Tal.
Er sagte er hätte keine Angst gehabt; doch in Wahrheit hatte ihn die Furcht oftmals tagelang rasten lassen, wenn Wölfe ihn umkreist hatten oder wenn er sich so einsam und verloren gefühlt hatte dass er nicht mehr weiter wusste. Vor seiner großen Familie wollte er nicht als Schwächling dastehen, und er sprach sich das Recht zu seine Geschichte so zu erzählen dass er in einem guten Licht dastand. So erzählte er nicht von den Tagen an denen er unfähig war einer Wildspur zu folgen, oder an denen er nicht weiter wusste. Während er erzählte sah er wieder alles vor sich, und es stärkte und schwächte seine Seelen zugleich, schilderte wie er schweres Fieber hatte und dem Sterben nahe war, doch dank der Hilfe des Großen Geistes wieder gesund wurde und unbeirrt weiterzog. Er konnte nicht benennen wieviele Monde er so umher gezogen war, doch er benannte es als eine 'lange Zeit' in der er gelernt hatte was es hieß, auf sich alleine gestellt zu sein. Und auch wie die Landschaft immer fremder wurde und wie Regenstürme und Überschwemmungen, Felsmassive und dichte Wälder oftmals seinen Weg lenkten, so lange bis er an einem Ort war der ihm wie eine andere Welt erschien. Warm und feucht sei das Klima gewesen, es hätte fast täglich geregnet, und es hatte nichts als Wald gegeben. Niemals gab es Wiesen oder Steppen...es war wie ein unendlicher Wald gewesen, voller fremder Vögel und anderer Tiere. Deer beschrieb die Affen die er als große haarige Tiere mit Augen und Händen wie von einem Mensch schilderte, was ungläubiges Gemurmel bei den anderen hervor rief. Und er erzählte von den riesigen gefleckten Raubtieren die unsichtbar wie ein Schatten waren, doch die man Nachts fürchterlich brüllen hörte.
Jeder in der Hütte klebte an seinen Lippen, und viele blickten ihn erfurchtsvoll an. Noch nie hatte jemand von ihnen so etwas gehört, nicht einmal Händler die vorbeizogen konnten davon berichten. Beinahe ungeduldig warteten sie als Deer eine kurze Pause machte um etwas Tee zu trinken; Clover reichte ihm eine Schale mit kaltem, in Fett eingelegtem Biberfleisch, welches er ungeachtet der Zuhörer zuerst einmal kostete. Es schmeckte köstlich und war genau das richtige für seinen hungrigen Magen. Kauend besann er sich wieder und erzählte weiter.

" In diesen riesigen Wäldern blieb ich für eine lange Zeit, bis eines Tages mein Pferd von diesem großen, gefleckten Raubtier angegriffen wurde, und ich versuchte es zu retten indem ich mit diesem Ungeheuer kämpfte und es mit meinem Dolch tötete, doch es war zu spät. Mein Pferd war tot und ich war gezwungen dort zu bleiben. Das Tier hatte meinen Arm erwischt," und dabei deutete er auf die große Narbe an seinem Oberarm, was die Zuhörer wieder murmeln ließ. "Dadurch wurde ich krank und glaubte mein Ende sei nahe. Und dann haben mich fremde Krieger gefunden und sie haben mich gefangen genommen, sie nannten sich Holcane. Sie waren nicht wie die Krieger von uns, sie waren schrecklicher...und ich war zu geschwächt um mich vor ihnen zu retten. Sie haben mich gefangen genommen und mit in ihre weit entfernte Siedlung geschleppt, welche nicht in diesem Wald lag. Sie war umgeben von einer Steinwüste und gebaut aus Stein, alles war aus Stein und Sand! Diese Menschen dort die sich Ahrkay nennen gehen nicht unseren Weg, es ist eine schreckliche Stadt voller Leid. Ich wurde eingesperrt, und viele andere auch, und dort habe ich Kidah gefunden. Wir teilten ein Schicksal, denn wir wurden beide gefoltert. Doch wir konnten fliehen indem wir einige der Wachen töteten und aus der Stadt liefen! Denn wir waren schneller und stärker als diese Bestien! Wir flüchteten in die Steinwüste und wurden verfolgt, doch der Große Geist stand uns bei. Wir schafften es in die großen Wälder zurück! Dort fanden wir Essen, und wir machten uns Waffen...und wir mussten weiter fliehen, denn die Holcane fanden unsere Spuren und verfolgten uns wieder. So lange bis wir in eine Höhle flüchteten, die so weit hinein ging wie keine in unseren Wäldern. Und die Holcane folgten uns nicht. Sie warteten vor der Höhle und wollten uns ausräuchern. Kidah und ich fanden schon bald einen Durchgang unter einer Wasserquelle in der Höhle, und wir mussten schwimmen und tauchen, so lange bis wir auf der anderen Seite wieder herauskamen. Wir waren noch immer in einer Höhle, doch nicht mehr dort wo die Holcane warteten, also gingen wir weiter und irrten durch die Gänge. Und dann kamen wir an das Ende der Höhle wo wir von Flint gefunden wurden."
Sein Blick ging zu der Liege auf der ein müder Flint saß, und alle Augen folgten seinen. Deer erzählte dass sie von nun an bei den Seneca waren, und Flint hatte die Aufgabe sie zu bewachen. Er erzählte dass man ihnen dort kein Leid zugefügt hatte sondern dass man sie mit Medizin und Nahrung versorgt hatte. Beinahe konnte man aus Deers Stimme heraus hören, dass er sich nach diesen freundlichen Menschen zurück sehnte, auch wenn er es damals als nicht so harmonisch empfunden hatte. Er erzählte von Nightshine und Two Speers und vielen anderen, und wie sie zu dritt dieses Dorf verließen um zurück in seine Heimat zu reisen. Es ermüdete ihn bereits doch Deer sprach unaufhörlich weiter; berichtete von den Khota und ihrem Angriff, von dem Inirikind welches sie in einem zerstörten Dorf gefunden hatten, von den Holcane welche sie wiederfanden und mit denen sie kämpfen mussten, von Cocozca den sie zu einem Gefangenen machten und von den Anhingha vor denen sie letzendlich auch fliehen mussten. Während er ihre weitere Reise schilderte blickte er in die Flammen des Feuers und schien alles darin noch einmal zu sehen. Er sagte nicht was Cocozca ihnen angetan hatte, was er Kidah angetan hatte; es lag ihm wie ein dunkler Schatten auf der Seele. Doch er sagte dass sie diesen Holcane getötet hatten und erst dann in Frieden weiterreisen konnten. So lange bis sie irgendwann bei den Chinook ankamen, wo man sie freundlich empfing. Auch von dem Händler sprach er. Und als er endlich fertig war schien es als ob seine Worte ihm noch immer wie eine Last auf der Schulter lagen. Dieses Gefühl würde wohl niemals vergehen...Schweigen herrschte so als würde jeder hier den Atem anhalten. Deer suchte Kidahs Blick, doch er sah nur ihre Augen in den Schatten funkeln, vielleicht bildete er es sich auch nur ein. Er sah neben sich, sah dass Clover völlig mitgenommen von seiner Geschichte schien, denn sie hatte Tränen in den Augen.
Und in genau diesem Moment hörten sie Geräusche an der Tür, und kurz darauf teilte sich die Menge. Feste laute Schritte erklangen, dann erschien Yellow Eye im Schein der Flammen. Die Umstehenden machten ihm Platz, so als fürchteten sie sich vor ihm. Der Krieger trug einen Dolch und einen Bogen bei sich, und sein Lendenschurz war aus feinstem, in rot gefärbtem Hirschleder, genauso wie seine Mokassins die mit Perlen verziert waren. An seinem Hals trug er viele wertvolle Ketten, und in seinem Haar drei Adlerfedern. Alles an ihm zeugte von Überlegenheit und Erfolg. Yellow Eye blieb abrupt stehen, genauso wie die zwei Männer die bei ihm waren, und mit wütendem Blick starrte er auf Young Deer hinab. Dass Clovers Bruder wieder zurück war schien ihn nicht zu erfreuen, denn auch wenn er versuchte ein gleichgültiges Gesicht zu machen, man sah es ihm an. Und Young Deer erhob sich nun ruckartig von seinem Platz, denn er zollte diesem Mann keinen Respekt. Wenn überhaupt dann fühlte er sich ihm gleichgestellt. Doch noch sagte er nichts sondern erwiderte ernst Yellow Eyes Blick.

"Was hast du hier zu suchen?!"

Eine unangenehme Stimmung herrschte plötzlich, und Deer behielt ganz genau Yellows Hand im Auge als er mit ernstem Blick antwortete. Was bildete dieser Kerl sich ein?
"Was ich hier zu suchen habe? Dies ist auch meine Hütte, Yellow Eye. Und nun da ich zurück gekehrt bin wird sich daran auch nichts ändern!"

Yellow Eye stieg die Zornesröte ins Gesicht, doch er hielt sich noch zurück. Natürlich hatte Deer recht, es sei denn Yellow Eye würde ihn der Hütte verweisen, doch dafür müsste Deers Vater dies auch tun. Der Krieger maß Deer mit einem abschätzenden Blick ehe er sich umsah und die Umstehenden kalt anblickte.

"Und ihr? Raus aus meiner Hütte, sofort!!"

Clover stöhnte kläglich auf, so als wäre dies eine furchtbare Schmach die es zu ertragen galt, und Deer reagierte sofort als sich die ersten in Bewegung setzten. Er spürte dass seine engsten Freunde unwillig waren die Hütte nun zu verlassen, und sie stellten sich in Deers Nähe auf da sie wussten dass Yellow Eye ein unberechenbarer Mensch war.

"Sie bleiben hier und hören meine Geschichte!"
Niemand wusste mehr was zu tun war. Einige Frauen suchten bereits das Weite und verließen die Hütte, während die anderen nun zögernd stehen blieben. Sollten sie nun gehen oder bleiben? Yellow Eye und Deer starrten sich wie zwei wütende Hunde an, keiner wollte nachgeben, ehe es aus Yellow Eye herausbrach: "RAUS HIER!"
Young Deer
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Beitrag von Kidah Noeleh 12/10/2011, 20:24

<---Waldgebiet am Hungry Horse Lake

Es war heiß in dieser Hütte. Fürchterlich heiß. Oder bildete sie sich dies nur ein und es war sie selbst, die vor Zorn kochte und vor Anspannung einen Kloß im Hals hatte? Sie suchte sich sofort einen Weg in das hintere Ende der Hütte. Sie konnte diese ganzen Menschenmassen um sich herum nicht ertragen. Sie waren wie diese Bäume in diesem Dschungel. Nur dass sie immer näher kamen und einen zu zerquetschen drohten. Diese ganzen Gerüche... Diese ganzen Geräusche um sie herum machten sie ganz wirr. Selbst bei diesen Chinook hatten sie mehr Ruhe gehabt und waren ebenso fremd gewesen bis auf Deer.
Und dann diese Frau. Kidah fühlte ihre Wut und ihre Anspannung in sich wachsen. Wie ein wildes Tier welches man mit aller Kraft von sich fernhalten musste versuchte sie sie zu kontrollieren. Ihr Magen schmerzte. Jetzt konnte sie nichts anderes tun als abzuwarten, wie es nun weitergehen würde. Hier durfte sie sich nicht auflehnen. In dem dunkelsten Abschnitt der Hütte fand sie einen Balken auf dem eine Decke aus Leder hing und gegen diesen lehnte sie sich mürrisch. Den Speer niemals aus ihrer Hand legend, beobachtete sie, wie immer mehr von seinen Leuten hineindrängten um ja nichts zu verpassen und wild durcheinander tuschelten. Auch die Frau war mitgekommen. Kein Wunder, denn sie hatte Deer, nachdem sie ihn gesehen hatte, nicht mehr losgelassen. Sich förmlich in seinem Arm fest gekrallt und immer wenn diese Bilder durch ihren Kopf zuckten, als sie ihm in die Arme gefallen war, fühlte es sich an als würde jemand mit einem Speer in ihrer Brust herum stochern.
Nun lief diese Person wie ein geköpftes Huhn hin und her und ordnete die Leute. Gab ihnen Wasser. Sie fragte sich, ob sie es wagen würde...
Und tatsächlich kam sie mit der vollen Wasserblase und einer Tasse in ihrer anderen Hand auf sie zugelaufen und wollte ihr davon etwas anbieten. Und sie musste all ihre Selbstbeherrschung aufbringen, sie nicht mit einem Schlag ins Gesicht zu Boden zu bringen. Selbst wenn sie gar nicht wusste wer sie -Kidah- eigentlich für Deer war. Oder gewesen war.
Mit funkelnden, drohenden Augen starrte sie die Frau an. Regte sich nicht und es wurde stiller um sie herum. Sie spürte prüfende Blicke auf sich ruhen. Und sie empfand es schließlich für besser sich einfach abzuwenden und ihr keine Beachtung zu schenken. Denn ansonsten hätte sie nicht gewusst, wie lange sie sich noch hätte zurückhalten können. Ohne ein Wort zu sagen kletterte sie geschickt auf den Balken und ließ sich auf ihm nieder, wie auf dem Ast eines Baumes, stützte sich mit dem Speer ab und hörte nun, wie Deer damit begann seine Geschichte zu erzählen. Und sie hörte aufmerksam mit, denn vielleicht würde sie auch noch etwas erzählt bekommen, was sie bereits ahnte. Und ihr ungeheuren Schmerz verursachte wenn es wahr wäre.
Deer erzählte davon, wie er in die Richtung des Dschungels gekommen war. Was ihn weiter getrieben hatte und auch, wie er schließlich von den Ahrkay entdeckt worden war. Kidah klebte an seinen Lippen. So wie jeder andere in diesem Raum. Man hätte eine Feder fallen lassen können und jeder hätte vermutlich hoch geschreckt.
Er sagte dass er keine Furcht gehabt hatte. Und ALS er dies sagte hatte sie ihm tief in seine Augen gesehen und gewusst, dass er log. Denn Angst hatte sie auch gehabt. Und er war wie sie... und andersherum. Immer wieder blickten sich Frauen einander erschrocken und ungläubig an, während seiner Erzählungen. Und an manchen Punkten dachte sie sogar selbst, dass sie bereits so viel Glück gehabt hatten und so viel Leid zusammen erfahren hatten, dass dies schon weit hergeholt klingen konnte. Doch alles war wahr. Sie hatten dies alles überstanden. Was sie wieder demütig werden ließ.
Flüchtig wanderten ihre Augen zu der Frau. Sah wie ihre Augen zu glänzen begannen als er von den Folterungen sprach. Von der Flucht. Und später von den Holcane-Kriegern die das Dorf von Venka nieder gemetzelt hatten. Und anhand der Reaktionen wusste sie sofort, dass dieses Dorf und seine Menschen noch nicht mal annähernd eine Ahnung davon hatten, welch Schrecken dort Draußen tatsächlich auf einen warten konnte. Welchen Schmerz ein Mensch auszuhalten vermochte wenn er ums Überleben kämpfte. Und wie furchtbar verbrannte Körper und vergewaltigte Frauen mit aufgeschlitzten Kehlen aussehen konnten. Natürlich ließ Deer diese Einzelheiten aus, denn womöglich wäre dies für sein Volk zuviel gewesen. Für sie jedoch war dies Alltag gewesen. Seit dem Tage ihrer Geburt kannte sie nichts anderes. Und ganz plötzlich wollte sie hier nur noch fort. Alles lief noch einmal vor ihrem inneren Auge ab. Wie sie die Steinwüste, den Dschungel und die Clans bezwungen hatten, welche ihnen schaden wollten. Bis er zu dem Punkt kam, den sie am Liebsten für immer vergessen wollte. Als Cocozcas Name an ihre Ohren drang, konnten ihre Augen seinen Lippen nicht länger standhalten und sie sah in die dunkle Ecke neben sich. Er erzählte alles. Nur das nicht. Und darüber war sie dankbar. Es schmerzte bereits ohne Worte darüber zu verlieren noch immer genug. Und sie wollte nicht, dass jemand von diesen Leuten wusste, was mit ihr geschehen war. Die Scham war noch immer zu groß darüber, dass sie sich nicht hatte wehren können. Und Deer beließ es dabei. Ließ ihr ihren Stolz und ihre Würde. Er erzählte ihnen nur, dass sie ihn getötet hatten und weiter gereist waren.
Nein, wirklich TOT war er nicht. Er haftete noch immer an ihr . Egal wie oft sie sich seitdem gewaschen hatte. Ihn würde sie wohl ihr Leben lang nicht mehr von ihrer Haut bekommen. Aus ihrer Seele heraus bekommen. Ihr Körper zitterte. Und sie war dankbar, dass sie im Schatten saß, denn so sah niemand, wie sehr sie diese Erinnerungen mitnahmen. Wieder traf sie ein Gefühl, als würde Deer ihre Seele berühren. Sie wendete ihm leicht den Kopf zu, sah ihn an. Und erkannte dass er es ebenso tat. Ja sie hatte dieses Monster getötet. Doch er hatte auch etwas in ihr getötet. Ihre Blicke trafen sich für einen Moment. Und wieder brauchten sie keine Worte um zu wissen, was sie einander sagen wollten.
Jetzt waren sie endlich am Ziel. Endlich dort angekommen, wohin sie so unbedingt hatte ankommen wollen. Und doch spürte sie, dass sie am liebsten sofort wieder gehen würde. In die Wälder und Wüsten dieser erde. Ohne eine andere Seele außer Deers um sich herum.

Und Flint mit Venka.

Kidah sah zu ihnen hinüber. Der Wächter sah müde aus. Und bei den Göttern das war auch SIE. Sie war diesen ganzen Wirbel so leid. Dieses ganze Gerede. Und wie gern würde sie nun an einem Feuer mit ihnen sitzen und sich Flints Geschichten noch einmal anhören, während sie Deers Hand im Nacken spüren konnte. Dies allein waren die Augenblicke gewesen, in denen sie sich so etwas wie wohl gefühlt hatte. Doch stattdessen saßen sie hier. In dem -wievielten-Stamm-auch-immer- dem sie begegnet waren und der nicht anders war wie alle Dörfer in denen viele Menschen auf einem Haufen lebten.
Und sie ahnte, dass sie hier nicht glücklich werden würde, so wie sie es sich erhofft hatte. Auch, wenn sein Volk ihr friedlich gesonnen war. Und als die Ersten ihm seine Fragen entgegenbringen wollten teilte sich plötzlich die Menge am Eingang und sie stand sofort unter Spannung. Denn Manche der Frauen sprangen beiseite als würde ein wilder Puma durch eine Hasen-sippe laufen. Ein Mann hatte die Hütte betreten. Aufrecht stehend und scheinbar von hohem Rang. Und das erste woran sie der Gesichtsausdruck und die Erscheinung dieses Mannes erinnerte war: „Holcane!“
Zwei weitere Männer drängten sich neben ihn, als ob er Geleitschutz brauchen würde und sofort wurde Kidahs Griff um ihren Speer fester. Sie setzte ihre Füße wieder auf dem Boden auf und war sofort wie elektrisiert, denn sie kannte die Blicke die dieser Kerl Deer zuwarf.

"Was hast du hier zu suchen?!"

Brachte er schließlich in ernstem Ton hervor als würde dort nicht Deer, sondern ein räuberischer Mörder sitzen, den es zu vertreiben galt.

Deer antwortete ihm prompt und kannte ihn wohl, denn sein Name war ihm wohl bekannt. Kidah war noch unsicher und konnte sich keinen Reim aus der Sache machen. Hatte dieser Mann etwas mit Deers Aufbruch aus seinem Dorf zu tun? Mit der erprobten Ruhe einer wartenden Kriegerin beobachtete sie die Lage zunächst noch, doch würde dieser Kerl es wagen Deer zu nahe zu kommen, würde sie all ihre Hemmungen fallenlassen und die Tatsache vergessen, dass sie hier alleine gegen ein ganzes Dorf ankommen müsste, wenn sie angreifen würde.

Der Kerl scheuchte die Menge heraus, befahl ihnen sofort zu gehen und sie spürte die Wut in ihm hochkochen. Wappnete sich innerlich bereits für das, was passieren könnte würde Deer dieses Spiel auf die Spitze treiben. Sie kannte diese Art von Männern bereits. Und hatte Vorsicht ihrer Unberechenbarkeit gegenüber. Jedoch kein Bisschen Angst. Sie hatte schon mit 10 solcher Krieger kämpfen müssen. Da würde dieser kein Problem für sie darstellen. Sie war nun wieder stark genug um sich zu wehren. Deer entgegnete ihm, dass seine Freunde bleiben würden und Kidah sah, wie sich plötzlich einige Anwesende auf Deers Seite schlugen und die drei dazugekommenen Männer ernst anstarrten, als würden sie nach all der zeit noch hinter ihm stehen. Oder ihm Respekt erweisen. Und sie musste zugeben, dass sie dies ziemlich beeindruckte. Und als sie die Reaktion der frau beobachtete, welche seit ihrer Ankunft so an Deer geklebt hatte, dämmerte ihr plötzlich etwas. Der Kerl hatte diese Behausung „SEINE“ Hütte genannt!
War sie dann also etwa seine...?????

Kidah sah leicht verwirrt vom einen, zum Andern.

„RAUS HIER!“ brüllte dieser Kerl ihm entgegen, was Nun auch Kidahs Wut wieder hoch kochen ließ. Was fiel diesem Fleischklops ein so mit Deer zu sprechen, wo dies hier seine Hütte war? In ihrem Clan wäre ein solcher tagelang vom Clan ausgestoßen und somit den Fängen der Ahrkay überlassen worden!
Zornig lief sie ein paar energische Schritte auf ihn zu und wollte gerade an Deer vorbeigehen um dazwischen zu gehen und ihm die Meinung zu geigen, indem sie sein Kinn ein wenig mit der Spitze ihres Speers kitzeln würde, als Deer sie plötzlich mit einer Hand zurückhielt. Wieder trafen sich ihre Blicke. Und sie erkannte, das Deer nicht zulassen würde, dass sie sich einmischt. Anscheinend, war hier noch eine alte Rechnung zu begleichen. Und sie erkannte, dass sie Deer diesen Moment nicht streitig machen durfte. Selbst wenn es zu einem Kampf kommen würde, würde sie nicht einschreiten dürfen. Denn das würde ihm seine Würde nehmen, dies zu ende auszutragen, was anscheinend vor langer Zeit begonnen wurde. Also stellte sie ihren Speer wieder neben sich ab und nickte ihm ernst zu, blieb jedoch für den Ernstfall bereit. Kidah wusste es schon vorher.: Feinde gab es überall. Selbst in den eigenen Reihen. Sie hatte nicht das Recht dazu, sich einzumischen. Schnell sah sie zu Flint und Venka hinüber. Die Kleine klammerte sich an sein Bein fest und auch ihre Augen fanden sich. Kidah hob nur für ihn sichtbar die Finger ihrer Hand, in welcher ihr Speer ruhte an, um ihm zu sagen, dass auch er ruhig bleiben musste, weil Deer es so wollte.
Tief durchatmend wartete sie auf dass, was noch passieren würde.
Kidah Noeleh
Kidah Noeleh


Charakterbeschreibung
Name: Kidah Noeleh
Alter: 19
Clan: Sie ist eine Batu, doch ihr Volk existiert nicht mehr. Alle bis auf sie, wurden von den Ahrkay niedergemetzelt. Sie ist die letzte Batu.

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Beitrag von Young Deer 27/10/2011, 14:21

Die Stimmung war angespannt als Yellow Eye losbrüllte dass alle Anwesenden die Hütte verlassen sollten, SEINE Hütte, wo sie doch genauso Deers Hütte war. Viele der anwesenden Bewohner verließen auch eilig und still die große Hütte, wohl wissend dass sich ein Streit anbahnte welchem sie nicht beiwohnen wollten, oder vor welchem sie sich in Sicherheit bringen wollten. Doch viele der Männer gingen noch nicht, denn nicht nur dass sie sich nicht so einfach heraus scheuchen ließen, es schien sie auch mitunter sehr zu interessieren was hier nun geschehen würde. Deer stand noch immer Yellow Eye gegenüber, und sie starrten sich haßerfüllt an. Doch Deer blieb ruhig; früher hätte er es vielleicht gewagt sich mit diesem eingebildeten Kerl einen Kampf zu liefern, und hätte somit seine Schwester vor den anderen Leuten beschämt. Doch er hatte sich verändert, und auch wenn nun die Wut in ihm kochte würde er sich zurückhalten. Er wollte doch einfach nur wieder hier sein, ohne sich mit irgendjemandem einen Machtkampf liefern zu müssen! Er war des Kämpfens müde geworden, zumindest jetzt.
Doch Yellow Eye stand vor ihm und neben ihm seine Freunde, welche ihm scheinbar auch zur Seite stehen würden sollte Deer ihn angreifen, soviel zu seiner Ehre und eher seiner Feigheit. Und noch immer waren einige Augenpaare auf sie gerichtet, also blieb Deer nichts anderes übrig als aufzuschnaufen, und mit einem durchdringenden Blick an Yellow Eye vorbei zu gehen um die Hütte mit wütenden Schritten zu verlassen. Er musste sich sehr beherrschen um keinen Wutausbruch zu bekommen, biss hart die Zähne aufeinander als er die Hütte verließ und in das Tageslicht hinaustrat. Die meisten der Leute welche die Hütte verlassen hatten standen draußen herum und blickten ihn nun fragend an. Kaum ging er ein paar Schritte hörte er hinter sich auch schon den Vorhang des Eingangs und eilige Schritte welche ihm folgten; er drehte sich nicht um denn er wusste dass es Clover war, und weitere Schritte folgten ihr und er hoffte, dass es weder Flint noch Kidah waren, denn dies hier war eine Sache zwischen ihm und diesem selbstsüchtigen Tyrann. Deer ging noch immer weiter, weg von der Hütte und von den neugierigen, verunsicherten Leuten, doch irgendwann blieb er stehen weil er Clovers Hand an seinem Arm spürte als sie versuchte ihn zurück zu halten. Ruckartig blieb er stehen und drehte sich um, sah dass Yellow Eye und seine Freunde ihm auf dem Fuß folgten. Staub wirbelte um sie herum auf, und auch wenn die Sonne bereits tief stand brannte sie noch immer vom Zenit. Deer wartete schwer atmend dort und schüttelte Clovers Hand ab, konzentrierte sich auf das was ihn nun erwarten würde. Erst jetzt bemerkte er dass er seinen Speer in der Hütte zurückgelassen hatte, doch das war vielleicht auch besser so. Yellow Eye würde es nicht wagen ihn hier zu töten, und Deer würde das auch nicht tun wollen.
"Deer, bleib hier! Es gibt Dinge die du dringend wissen solltest," begann Clover eilig und mit flehender Stimme, doch Deer hörte ihr gar nicht zu sondern starrte nun den Krieger finster an, welcher zwei Armlängen vor ihnen stehen blieb, die Hände lässig in die Hüften gestemmt. Deer sah dieses selbstsichere, hochmütige Gesicht vor sich und mit einem Mal hasste er diesen Mann wie niemanden sonst, und alles um ihn herum war vergessen. Er konnte es doch nicht zulassen dass dieser Kerl seine Rückkehr so sehr in den Schmutz trat und ihn vor allen anderen bloßstellte! Er atmete schwer und hatte seine Hände zu Fäusten geballt, doch er bekam einfach kein Wort über die Lippen, zuviele Gedanken rasten durch seinen Kopf. Und davon war einer wie er diese widerliche Kreatur am besten loswerden konnte. Yellow Eye erwiderte noch immer Deers Blick, doch nun trat ein scheinbar ahnungsloser, vor Ironie strotzender Ausdruck in sein Gesicht.

"Und nun, was willst du jetzt tun? Eh? Du kannst nicht einfach glauben dass du zurück kommen kannst und alles gehört wieder dir. Ich bin nun der Mann in dieser Hütte!"

Deer presste die Lippen aufeinander und wagte es nicht seinen Blick abzuwenden oder zu senken. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, und er beachtete nicht die Männer welche sich in einigem Abstand aufstellten um sich diese Diskussion anzusehen. "Wer sollte mich daran hindern? Es ist mein Recht als Erstgeborener-"

"Du hast keine Rechte mehr! Ich kann bestimmen ob du hier bleibst oder nicht. Deines Vaters Stimme ist mir gewiss. Und dein Recht ist längst abgelaufen," schnitt Yellow Eye ihm einfach das Wort ab und wollte sich Deers Aufbegehren scheinbar gar nicht erst anhören. Clover versuchte etwas zu sagen doch Deer wollte sich das alles einfach nicht gefallen lassen. Wütend stand er starr da und kämpfte mit seinen Worten.
"Das werden wir sehen, ich werde mit Vater sprechen! Und ich denke selbst Mutter wird froh sein dass ich zurück bin!"

Yellow Eye lachte leise auf was Deer für einen Moment verunsicherte, und wieder war es Clover welche seinen Arm ergriff, dieses mal fester als zuvor. "Young Deer, nein!! Bitte hör mir zu! Mutter.." und ihre Stimme brach ab und sie schluckte heftig. Deer nahm nun endlich den Blick von seinem Erzfeind und starrte seine Schwester wütend und ungeduldig an, doch sie kämpfte gegen ihr Entsetzen an. Es herrschte Schweigen, lauerndes Schweigen. Was ging hier vor sich? Deer beobachtete für einen Moment Clovers Reaktion, spürte wie sie ihn noch immer festhielt, ehe er wieder finster zu Yellow Eye blickte. Was hatte das mit diesem respektlosen Kerl zu tun? Und warum gerade jetzt? Wieder stieg seine Wut in ihm auf, und er hatte keine Geduld mehr hier zu stehen nur weil man es von ihm wollte, und seiner Hütte verwiesen zu werden. Es mochte sein dass Yellow Eye nun das Oberhaupt der Familie neben seinem Vater war, doch Deer als Erstgeborener und einziger Mann hatte beinahe ein gleiches Recht zu bestimmen, so war es eine Regel der Kangee.

"Wo ist Vater? Ich verlange mit ihm zu sprechen, sofort!"

Von Yellow Eye erhielt er keine Antwort, nur ein gleichgültiges Schulterzucken. Stattdessen schluchzte Clover neben ihm auf und zog ihn zu sich. "Deer hör mir zu!! Mutter ist in die Geistwelt gegangen!!"
Deer zuckte wie von einem Schlag getroffen zusammen und starrte seine Schwester mit weit aufgerissenen Augen an. Er konnte kaum realisieren was sie gesagt hatte, und doch hatte es seine Seelen erzittern lassen. Er starrte sie an und alles andere war vergessen. Was sie damit meinte das wurde ihm nun bewusst, und während sie sich eine Hand auf den Mund presste um nicht weiter zu schluchzen ergriff Deer ihre Schultern und hielt sie fest. Er konnte kaum atmen vor Schreck.

"Was..? Was hast du gesagt?!"

Clover nickte nur gequält, ließ ihre Hand sinken und sah zu ihm auf. Sie sah den Schrecken in seinen Augen, und es musste kaum erträglich für ihn sein. Und das war es auch, denn ganz plötzlich fühlte er sich als hätte er den Boden unter den Füßen verloren, etwas womit er nicht umgehen konnte. Schwer atmend erwiderte er ihren Blick, und da sie nichts weiter sagte und Yellow Eye und seine Krieger noch immer dort standen, gab es für ihn kaum noch ein Wort welches es hier und jetzt zu sagen gab, zu viele Dinge waren auf einmal passiert. Entsetzt ließ er von Clover ab und drehte sich ruckartig weg, flüchtete aus dieser Situation. Er wollte jetzt nichts mehr hören und sehen und sagen, nur weg! Sein Kopf dröhnte und sein Herz schlug wie wild, und immer wieder sah er vor sich was seine Schwester ihm gesagt hatte: seine Mutter war tot! Immer schneller ging er vorwärts, den Blick starr geradeaus gerichtet, und hörte hinter sich noch Clover rufen. Sie war bestürzt doch das kümmerte ihn nun nicht, er musste für sich selbst sein. Andere machten ihm Platz oder blieben abwartend stehen als er an ihnen vorbei raste, und eine warme Brise blies ihm Sand und Staub ins Gesicht. Blinzelnd ging er immer weiter zum Rande des Dorfs, vorbei an Bewohnern die schwatzten und Mais mahlten und Häute schabten, an im Schatten liegenden Hunden und mit Stöcken spielenden Kindern, immer weiter bis er den Lärm des Dorfs hinter sich gelassen hatte; irgendwann blieb er stehen und lehnte sich gegen einen Baum, denn sein Körper zitterte so als wäre er meilenweit gelaufen. Und hinzu kam ein Schmerz in seiner Brust, denn die Nachricht vom Tod seiner Mutter wütete in ihm wie ein Feuer. Er versuchte sich zu kontrollieren doch es gelang ihm nicht; mit einem wuchtigen Schlag hieb er auf den Baum ein und klammerte sich danach an ihn, so als wäre es ein Verwandter der ihm Trost spendete; mit einem lauten Geräusch schluchzte er auf und kämpfte gegen den Schmerz in seiner Brust an.
Er war so weit gereist, er hatte seine Heimat wegen ihr verlassen, und er war auch wegen ihr zurück gekommen. Sie hatte ihn niemals gut behandelt, die guten Zeiten als er noch ein kleiner, behüteter Junge gewesen war waren längst für ihn verblasst. Und nun war er hier um ihr zu beweisen wozu er fähig war, dass er nicht dieser unbeholfene Steinkopf war von dem sie immer gesprochen hatte. Wie konnte sie einfach gehen!! Wie konnte sie gehen ohne zu sehen was aus ihm geworden war! Nur ein einziges Mal hatte er sehen wollen dass sie anerkennend nickte, oder dass etwas in ihren Augen war was nicht von Spott und Tadel zeugte. Wie konnte sie ihm diesen Triumph nehmen, die Chance sich zu beweisen!!
Kraftlos schluchzte er noch einmal auf und hielt sich an der rauhen Borke der Kiefer fest, schniefte auf und wischte sich mit der Hand über die Augen. Es war verloren, und er musste sich nun damit abfinden dass er zwar zurück war, doch etwas aus seiner Vergangenheit nicht wieder gutzumachen war. Als er sich nach einer Weile beruhigt hatte waren seine Gedanken leer; die Tränen trockneten und er sammelte sich um zum Dorf zurück zu blicken. Er hörte die entfernten Stimmen der Bewohner, und er hörte auch die Stimmen der Tiere im Wald. Hier war er Zuhause, und auch wenn seine Mutter, die ihn zwar immer versorgt doch scheinbar nicht geliebt hatte fort war, so würde es für ihn hier weitergehen. Er war zurück, und er hatte mehr erreicht als jeder andere hier. Er hatte Kidah bei sich, und Flint als seinen Freund. Es war gut wieder hier zu sein, und er würde einen Weg finden um mit dem verlust klar zu kommen. Doch er konnte jetzt nicht sofort zurück gehen, man würde ihm seinen Ausbruch ansehen, und das wollte er nicht. Er ging los um sich noch ein wenig in der Umgebung umzusehen, Fallen zu suchen und zu kontrollieren, und einfach nur etwas zu tun was ihn ablenkte. Und es klappte auch sehr gut. Spätestens wenn es dunkel wurde würde sein Vater wieder bei der Hütte sein, und dann würde auch Deer zurückgehen und sich allem stellen, was noch auf ihn zukam.
Young Deer
Young Deer
Kangee Warrior


Charakterbeschreibung
Name: Young Deer
Alter: 25
Clan: Kangee

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Familienhütte von Young Deer Empty Re: Familienhütte von Young Deer

Beitrag von Kidah Noeleh 30/10/2011, 15:11

Furchtbare Stille war entstanden als sich die beiden gestandenen Männer gegenüberstanden und anstarrten. Die Luft schien förmlich zu knistern und jeder hier schien zu ahnen, dass es nur einen kleinen weiteren Funken brauchte, um die Situation eskalieren zu lassen. Jeder der Anwesenden sah nervös von einem zum Anderen. Abwartend und kampfbereit. Nur Kidah war einen Schritt zurückgewichen und stützte sich nun müde auf ihren Speer.
Deer hatte ihr deutlich gezeigt, dass es hier nicht um sie, sondern nur um ihn und diesen Mann ging. Um sein Recht, dieses Zuhause sein Eigen zu nennen. Also hielt sie sich raus. Sie war sich eh nicht sicher, wie solche Angelegenheiten in diesem Clan vollzogen wurden. Vielleicht würde sie es nur noch schlimmer machen. Dennoch war dieser Kerl den Deer Yellow genannt hatte für sie unten durch und nicht mehr existent.
Obwohl niemand etwas sagte, spürte sie Deers Kampf in seinem Inneren. Und auch in ihr stieg die Spannung darauf, was er nun tun würde. Denn es überraschte sie, dass nichts geschah... Er war nicht mehr derselbe wie noch zu Beginn ihrer Reise. Denn wäre er noch so, hätte er nicht lange gezögert und diesen Kerl in seine Schranken verwiesen. Mit welchen Mitteln auch immer. Und umso mehr war sie überrascht darüber, wie Deers Anspannung auf einmal wich und er mit schnellen Schritten an Yellow vorbei lief, um hinaus zu laufen.
Mit gerunzelter Stirn und brüskiertem Blick hob sie ihren Kopf an und sah ihm nach. Bekam mit wie dieser Yellow die Frau düster anstarrte, die ihm so um den Hals gefallen war und diese nun hastig an ihm vorbei hastete um Deer zu folgen. Daraufhin deutete Yellow seinem Gefolge hinaus und schon bald waren nur noch sie, Flint mit Venka und eine Frau in der Hütte, welche bei Deers Begrüßung ebenfalls anwesend gewesen war. Sie war hochschwanger, hielt schützend beide Hände auf ihren runden Bauch und sah Kidah seltsam an. Kidah jedoch verstand die Welt nicht mehr. Wusste gar nicht wie sie jetzt reagieren sollte. Sollte sie ihm nachlaufen? Wollte er dies überhaupt? Hier bleiben? Gehen?
Das war alles zu viel für sie. Und so hatte sie sich das nicht vorgestellt. Und so ging es ganz sicher auch den anderen. Nur, dass SIE noch immer nicht mit solchen verzwickten Situationen umgehen konnte. Für sie gab es nur einen der Stärker war, und einer der kapitulierte. Und dass Letzteres einmal Deer sein könnte – und das auch noch in seinem eigenen Clan_ wo sie ihn doch als stolzen unbeugsamen Krieger kennen gelernt hatte, das wollte ihr nicht in den Kopf gehen. Und jetzt ließ man sie hier allein zurück, wie ein paar dumme Mitläufer die brav warteten, bis man ihnen sagen würde, dass sie sich rühren durften? Niemals! Nicht mit ihr!
Wütend ächzte sie auf und lief ein paar Schritte hin und her. Versuchte zu überlegen, was sie nun tun sollten. Deer hatte sehr deutlich klar gemacht, dass er sie nicht dabei haben wollte. Brauchte er sie denn nicht mehr? Jetzt wo er Zu Hause angekommen war und ihnen keine Gefahr mehr drohte? All seine Versprechen schossen ihr durch den Kopf. Der Moment in dem sie ihn zum Ersten Male hatte weinen sehen. Als er sich zu ihr hinab gebeugt und sie gepackt hatte. Ihr gesagt hatte, dass er für immer bei ihr und mit ihr sein wollte und nicht ohne sie konnte.
Daraufhin hielt sie schnaufend inne und sah zu Flint hinüber der behutsam auf Venka einredete, damit sie keine Angst mehr hatte. Und als sich kurz ihre Blicke trafen, zögerte sie nicht mehr.

„Ihr hier seid sicher. Ich werde gehen und da sein, wenn Deer mich brauchen.“

Auf eine Antwort seinerseits wartete sie nicht. Im Vorbei-gehen trafen sich noch einmal ihre Blicke mit denen der schwangeren Frau welche ihr irgendwie wissend nachblickte. Und für einen kurzen Moment musste sie an Nightshine denken... Als sie heraustrat musste sie blinzeln, da die Sonne sich mit allen Feuern dieser erde zu messen schien. Und sie hielt sich eine Hand schützend über die Augen. Versuchte zu erkennen, wer sich in der Nähe befand und ob Deer noch zu finden war. Sie konnte ihn nirgends sehen. Nur andere Dorfbewohner sie sie eingeschüchtert anblickten und dann die Köpfe ineinander steckten um zu tuscheln, doch das war sie ja mittlerweile gewöhnt, von den Menschen, denen sie begegnet war.
Ohne zu zögern, kletterte sie die Leiter hinab und lief dann durch die anderen Hütten hindurch. Mit selbstsicheren Schritten, den Speer niemals aus der Hand lassend, sah sie sich immer wieder suchend um, bis sie laute Stimmen vernahm und sie ihren Schritt beschleunigte. Sie umrundete eine weitere Hütte und fand ihn schließlich. Zusammen mit dem großen Kerl, dieser Frau und einigen anderen die ihnen zur Seite standen und nichts verpassen wollten. Aus irgendeinem Grund entschied sie sich, nicht weiter zu laufen und erst einmal aus der Ferne zu beobachten, wie es nun weitergehen würde.
Sie hörte, wie Deer lautstark nach seinem Vater verlangte und das Mädchen ihm daraufhin schluchzend erklärte, dass seine Mutter zu den Geistern gegangen war.
Kidahs ernster Blick lockerte sich und sie sah auf. Wieder wurde es kurz still und sie musste schlucken, als sie Deers geschockten Blick wahrnahm. Und anhand seiner Worte, konnte sie spüren, wie sehr ihn diese Nachricht traf. Er hatte nie von seiner Mutter gesprochen. Und doch schien es ihm den Boden unter den Füßen weg zu reißen. Wieder entdeckte sie eine neue Seite an ihm, die sie noch nicht kannte zu der Enttäuschung dazu, die sie schon so oft erfahren hatte und wie gebannt sah sie ihm nach, als er den Platz verließ und die Anderen zurück ließ. Konnte sich nicht rühren und wagte es nicht ihm zu folgen. Plötzlich bemerkte sie, dass sie vermessen war anzunehmen, alles über ihn zu wissen. Plötzlich war es ihr, als würde sie ihn kein Stück kennen. Als wäre sie überflüssig. Was die Anderen nun taten war ihr egal. Als der Mann der wohl ein guter Freund von Deer zu sein schien das schluchzende Mädchen in den Arm nahm, wand sie sich ab und lehnte sich kraftlos gegen den Holzbalken der Hütte, hinter der sie sich verbarg. Strich sich mit der freien Hand über ihren schweiß-nassen Haaransatz.
Ihre Augen brannten vor Müdigkeit und ihr Kopf schmerzte. Sie hatte Durst und erneut überkam sie der dringende Wunsch nach Reinigung und Zuwendung. Als sie wieder ihre Augen öffnete, traf ihr Blick auf zwei Frauen mit großen Ton-Schalen in ihren Händen, die sie wie ein mutiertes Wesen anstarrten und erneut die Köpfe ineinander steckten. Und nun reichte es ihr. Aufächzend rannte sie los, suchte den Weg aus diesem erdrückenden Dorf hinaus. Manche Frauen zogen ihre Kinder zu sich, wenn sie sie kommen sahen als wäre sie ein wilder Puma der in diesem Dorf sein Unwesen trieb. Sie lief wie der Wind. Fand den Weg durch die Palisaden hindurch und hielt Draußen schwer atmend inne, sah nach rechts... nach links. Und sah schließlich in der Ferne den riesigen See glitzern, den sie bei ihrer Ankunft bereits ausgemacht hatte. Wieder rannte sie, als wäre eine Schar Holcane ihr auf den Fersen und kümmerte sich nicht um die verwunderten Blicke der Wachen, die den Eingang zu Dorf bewachten. Rannte so lange, bis sie endlich am See ankam und einige Schritte ins Wasser hinein-preschte. Das Wasser prallte von ihren Beinen ab und den Speer hatte sie am Ufer fallen lassen. Wie wild geworden scheppte sie sich das Wasser über ihren gesamten Körper, ächzte schluchzend auf bis sie wieder zu Atem und zur Besinnung kam. Sie brauchte eine Pause von all dem.
Noch immer schluchzend legte sie ihren Kopf in den Nacken und spürte die herrliche Frische, die das sofort verdunstende Wasser auf ihrer Haut hinterließ. Wenn dies doch nur bis in sie hinein dringen würde. Langsam, fast kraftlos watete sie zurück ans Ufer, dort wo ihr Speer lag, ließ sich neben ihm fallen und vergrub ihren Kopf in ihre Arme, welche sie auf ihren angewinkelten Beinen abstützte. Auf einmal fühlte sie sich wieder unfassbar nutzlos und allein. Erst nach einer Weile hob sie ihre müden Augen an und überblickte die funkelnde Wasseroberfläche. Erst jetzt kam sie etwas zur Ruhe und versuchte ihre Gedanken zu ordnen.
Deer wollte jetzt alleine sein. Also würde sie ihn nicht suchen gehen. Entweder würde er ihr zeigen, dass er sie noch immer bei sich brauchte, oder sie würde noch heute Abend dieses Dorf verlassen. Denn er war Zuhause. Sie nicht. Und vielleicht würde sie dies auch niemals sein.

---> Hungry Horse Lake
Kidah Noeleh
Kidah Noeleh


Charakterbeschreibung
Name: Kidah Noeleh
Alter: 19
Clan: Sie ist eine Batu, doch ihr Volk existiert nicht mehr. Alle bis auf sie, wurden von den Ahrkay niedergemetzelt. Sie ist die letzte Batu.

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Familienhütte von Young Deer Empty Re: Familienhütte von Young Deer

Beitrag von Rainsong 31/5/2012, 20:57

Rainsong hörte aufmerksam zu was Deer zu sagen gehabt hatte. Wenn es etwas gegeben hatte dass sie am Besten konnte, dann dies. Auch wenn es sie schaudern ließ und es ihr oftmals während seiner Erzählungen so vorkam, als würde er von einem seiner schrecklichsten Alpträume berichten. Manches klang unwirklich schrecklich und so unvorstellbar fremd, dass sie fast Probleme damit hatte es ihm ab zu kaufen, wenn dort nicht gleich mehrere Die kindliche Schüchternheit siegte und als ihr Lächeln ohne es zu wollen zu einem Grinsen überging drehte sie verschmitzt ihren Kopf zu ihrem Beschützer um und zog sich hastig mit ihren kleinen Händen seinen Kopf zu sich hinunter um ihm etwas ins Ohr zu flüstern und ließ Rainsong währenddessen nicht aus den Augen. Daraufhin sah der Mann in ihre Richtung und Rainsong behielt ihr Lächeln bei. Nickte ihm einmal aufmerksam zu um ihm zu zeigen, dass sie ihn hier willkommen hieß. Sie wusste wie es sich anfühlte, als Fremde in ein Dorf zu kommen und die unangenehmen Blicke ertragen zu müssen. Von den bohrenden Fragen ganz zu schweigen. Der Mann der die Kleine in Armen hielt, erwiderte aufmerksam ihr Nicken und sofort spürte Rainsong eine unglaubliche Wärme und Freundlichkeit von ihm ausgehen. Als wäre er kein Fremder, dem sie gerade das erste Mal im Leben begegnete. Sie alle sahen so furchtbar müde und mitgenommen aus. Rainsong wusste nicht, ob es an ihrer Schwangerschaft lag, doch sie verspürte einen tiefen inneren drang nach Harmonie und Fürsorge. Und sie würde diesen Menschen nur zu gerne einen guten Start bei den Kangee ermöglichen. So wie ihre neuen Freunde ihr diesen Start ermöglicht hatten. Immer noch lächelte sie den Mann an welcher seinen Blick nun senken ließ, als würde ihn auf einmal etwas besonders hart treffen. Und erst da wurde sie sich wieder der Worte bewusst, die Deer zu ihnen allen sprach. Und er erwähnte wieder den Namen der Frau, welche in der aller hintersten Ecke des Raumes hockte, und wie ein geisterhafter Schatten auf den Boden starrte. Als sie die Frau musterte, wurde ihr Blick ernst. Rainsong konnte sich an keine Person in ihrem Leben erinnern, von der so viel Schmerz und Enttäuschung ausgegangen war, wie nun bei dieser dunkelhäutigen Frau. Ein langer Poncho bedeckte ihren gesamten Oberkörper, so als wolle sie sich darin verstecken. Und dies schien ihr trotz der schwülen Hitze kein bisschen auszumachen. Und als Deer von einem Furcht erregenden Gefangenen sprach, welchen sie später töten mussten, schien es als würde diese Frau Namens Kidah in sich zusammen zucken. Steckte noch mehr hinter der Geschichte, als Deer zunächst offenbarte? Sorgenvoll kniff sie ihre Augen zusammen um die Umrisse von Kidah besser erkennen zu können, doch diese hielt sich verborgen, sah jedoch einmal intensiv in Deers Richtung. Irgendwas ging doch hier vor. Rainsong hatte nicht vor sich einzumischen, doch brannte es in ihrem Inneren. Früher hätte sie ihre Fragen einfach in den Raum geworfen. Doch während ihrer Zeit bei den Kangee hatte sie einiges gelernt und hatte an sich arbeiten müssen um hier anerkannt zu werden und es auch zu bleiben.
Sie hörte White neben sich bedrückt aufseufzen und fassungslos lehnte er sich fast kraftlos mit dem Rücken gegen die kühle Lehmwand der Hütte. Rainsong, welche neben ihm saß, sah ihn ebenso mitfühlend an und legte ihre Hand auf seine, welche auf seinem Bein ruhte. Sie ahnte, was in ihm vorgehen musste. Sie wusste, weshalb es den Streit zwischen ihm und Deer damals gegeben hatte und wie oft er am gemeinsamen Feuer gesessen und nachgedacht hatte, ohne noch etwas um sich herum mit zu bekommen. Doch mittlerweile glaubte sie nicht mehr daran, das sie selbst damals der Grund für diese Entscheidung gewesen war. Sie war nur einer von vielen Auslösern für Deers Zornes-Ausbruch und sein Verschwinden gewesen. Wäre sie damals nicht in Whites Leben aufgetaucht, wäre irgend eine andere Situation der Auslöser gewesen. Er schien einfach mit der Gesamtsituation unzufrieden gewesen zu sein. Oft hatte sie mit Clover darüber gesprochen, welche mittlerweile so etwas wie ihre zweite Schwester in diesem Dorf geworden war.
Deer schien jedoch im Gegensatz zu dem Bild, welches ihr noch von ihm in Erinnerung geblieben war verändert. Man konnte sagen wie ausgewechselt. Würde sie ihn nicht an seinem Augen und der Stimme wieder erkennen, würde sie es kaum glauben können, dass dieser Mann und der Deer von damals ein und dieselbe Person sein sollten.
Bilder zuckten durch ihren Kopf. Die Erinnerungen daran, wie er sie angesehen hatte, als White ihr angeboten hatte, sie auf deren Reise zu begleiten. Wie sie von der erlegten Wildsau verlangt hatte, oder ihn im Wald begegnet war und sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben sicher gewesen war, dass sie nun sterben würde. Nun saß er hier, mit freiem Oberkörper und zerschlissenem Lendenschurz. Seine Mokassins waren löchrig und seine Haare fast so lang wie ihre. Mit müden Augen und Narben am ganzen Körper. Beim Anblick seiner Schulter schmerzte es sie selbst in ihrer Eigenen.
Und obwohl dieser Mann sie vor all der Zeit noch umbringen wollte, fühlte sie nun mit ihm. Sie hatte Respekt vor den Erfahrungen, die er und seine Begleiter machen mussten. Und je mehr sie seinen Worten lauschte, desto mehr wurde ihr bewusst, dass sie sich tatsächlich in ihm getäuscht haben musste. Damals hatte sie ihn für einen arroganten selbstverliebten Egoisten gehalten, welchem nur sein eigenes Wohl am Herzen gelegen hatte und nur Denjenigen an seiner Seite duldete, der sich seinen Launen fügte. Doch es musste sehr viel mehr in ihm stecken als das, was er bisher von sich offenbart hatte. Denn es gehörte sehr viel mehr dazu, sich jemandem an zuschließen, auf ihn acht zu geben und ihn zu beschützen als nur sein eigenes Ziel zu verfolgen.
Plötzlich durchzuckte ein stechender Schmerz ihren Unterleib und sie musste leise aufstöhnen , presste eine Hand auf die schmerzende Stelle an ihrem Bauch. Sofort blickte Whitefang sie an schien äußerst besorgt, doch so schnell wie der heftige Schmerz gekommen war, so schnell ging er auch wieder fort. Rain versuchte ihn zu beruhigen und versuchte zu lächeln, als der Schmerz wich..

„Dein Kind ist ebenso aufgeregt wie sein Vater es ist. Es ist alles in Ordnung.“

Whitefangs Gesichtsausdruck zu urteilen beruhigte ihn diese Antwort nur geringfügig, doch er nahm sie hin und wendete Deer wieder seine Aufmerksamkeit zu. Je näher der Tag der Geburt kam, desto unruhiger wurde er. Und sie konnte es ihm nicht verübeln. Er kannte diese Situation bereits, doch war sie beim ersten Male anders verlaufen als erhofft. Noch immer zog sich ein unangenehmes Ziehen durch ihren gesamten Unterleib, so wie die Tage zuvor. Besonders schlimm war es in den letzten beiden Nächten gewesen. Sie hatte sich von der einen zur anderen Seite gewälzt und versucht den regelmäßigen Schmerzen auszuweichen, indem sie oft die Stellung wechselte. Doch sie ließen sich nicht mehr leugnen. Rainsong spürte, dass es nicht mehr lange dauern würde. Und sie hoffte sehr, dass dies alles nicht zuviel für White werden würde. Die Geburt, vor der er mehr Angst hatte als sie selbst, die Rückkehr von Deer, welcher so ausgewechselt schien. Und dann die Tatsache dass die Kangee kurz vor einer Katastrophe standen, wenn es weiterhin keinen Regen geben würde. Er machte sich schon Sorgen genug. Und genau jetzt hoffte sie, dass ihr Kind sich noch ein wenig gedulden würde.

Rain versuchte, sich die Schmerzen nicht anmerken zu lassen und versuchte sich ebenso wieder Deers Worten zu widmen, als just in diesem Moment der Vorhang beiseite geschoben wurde und sofort einige aufsprangen um den Weg frei zu machen.. Die Geister kannten wohl heute keine Gnade mit ihnen, denn Yellow Eye stand plötzlich am Ausgang der Hütte. Wie immer mit wütenden Augen zu denen sich nun noch ein Ausdruck von empörter Fassungslosigkeit mischte als sie Deer erblickten.

Ein bedrohlicher Wortwechsel entstand und Rainsong umgriff Whitefangs Arm mit ihren zaghaften Händen. Sie traute sich fast noch nicht einmal zu atmen. Yellow Eye befahl jedem, die Hütte zu verlassen, woraufhin einige sich eilig davonmachten. Jedoch nicht alle. Whitefang schien ebenfalls zu spüren, dass es nur einen winzigen Funken brauchte, um Yellow Eye völlig ausrasten zu lassen. Und sie ahnte, dass er Deer nicht im Stich lassen würde. Hastig stand er auf und baute sich ebenfalls neben Deer auf, um ihm nötigenfalls zur Seite zu stehen, so wie es auch ein paar wenige weitere Männer taten. Die Luft knisterte förmlich und weder Deer noch Yellow sahen auch nur eine Sekunde vom anderen weg. Blinzelten nicht einmal. Und Rainsong ahnte, dass sie womöglich nicht schnell genug die Hütte verlassen und die Stufen hinab klettern könnte, sollte die Situation eskalieren. Doch sie erinnerte sich an Greyfox Worte, dass er Draußen auf sie warten und er sofort eingreifen würde sollte etwas Unerwartetes geschehen. Und dies gab ihr etwas Sicherheit. . Doch entgegen aller Erwartungen, setzte sich Deer plötzlich in Bewegung und eilte hinaus.

Fast hilflos standen sie nun da, völlig fassungslos darüber, dass Deer tatsächlich die Hütte verlassen hatte. Doch dann stürzte Clover zur Tür hinaus und rief Deers Namen. Yellow Eye und sein Gefolge sahen sich nacheinander kurz an bis er mit dem Kinn Richtung Ausgang deutete und auch er samt den Anderen hinterher-eilte. White sah angespannt bis aufs Blut zu ihr hinüber als wüsste er nicht, was er nun tun sollte und als wolle er sich erst vergewissern, dass sie auch ohne ihn einen Moment lang auskommen würde. Doch SIE kam auch allein zurecht.

„Geh zu ihm. Hilf ihm!“

Er nickte nur kurz und lief ebenfalls los, ebenso wie der Rest der Zuhörer, die nichts verpassen wollten. Und nun saß sie da. Alleine auf dem Holzbalken in der Ecke und hielt ihren Bauch schützend mit beiden Händen fest. Vorsichtig sah sie wieder zu dem großen Mann, an welchem sich noch immer das kleine Mädchen festhielt und sie verschmitzt anlächelte. Wieder lächelte sie kurz zurück. Das kleine Ding konnte ja auch nicht wissen, was hier vor sich ging und dies war auch gut so. Es hatte wohl schon genug Ärger gehabt. Dann sah sie wieder zu Kidah und sie bemerkte sofort, dass auch sie diese ganze Situation überforderte.
Sie atmete unregelmäßig und umklammerte so fest ihren Speer, dass ihre Fingerknochen sich durch die Haut hindurch hell abzeichneten. Gleichzeitig sah sie so verloren und hilflos aus. Sie tat ihr leid. Doch dies wollte sie ihr mit ihren Blicken nicht zukommen lassen. Viel mehr versuchte sie sie so anzusehen, dass die Frau erkennen konnte, dass sie Verständnis hatte...Ihnen helfen wollte. Und etwas anderes konnte sie eh nicht tun, da sie nicht genau wusste, ob sie alles was sie ihnen sagen wollte auch verstehen konnten.
Doch als Kidah schließlich kurz erwähnte, dass sie Deer nachgehen würde, beantwortete dies ihre Frage. Keine Sekunde verging nach diesem Satz und auch Kidah war verschwunden.

Nun, da sie wusste, dass sie dieselbe Sprache sprechen konnten, erhob sie sich mühsam und mit einem lauten Schnaufen von ihrem Balken und machte ein paar Schritte auf den Fremden und die Kleine zu. Wie auch sonst, kannte sie keine Berührungsängste und stellte sich ihnen vor.

„Herzlich Willkommen bei den Kangee! Mein Name ist Rainsong und unser Heim befindet sich nur ein paar Hütten weiter...Ich befürchte, dass ihr hier nicht bleiben könnt, denn Yellow Eye mag keinen Besuch. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr unser Essen und unsere Hütte heute mit uns teilen würdet. Ich bin sicher, dass mein Mann ebenso denkt, denn Deers Freunde sind auch die unseren.“

Flint schien äusserst dankbar über ein paar ruhig gesprochene Worte und als er gerade antworten wollte wurde es einmal kurz hell in der Hütte. Greyfox war hereingekommen und musterte die noch Anwesenden ehe er an Rainsong herantrat.

„Du hast das gute Herz deiner Mutter Rainsong, doch bist du sicher, dass du dir diese zusätzlichen Aufgaben zumuten kannst? Es wird nicht mehr lange dauern bis...“

„Ach Unsinn!“ fiel sie ihm ins Wort ohne es böse zu meinen und begann erneut zu lächeln. Sie wusste, das Greyfox sicher alles mit angehört hatte. „Wir haben mehr als genug und um ein paar Aufgaben wäre ich sehr dankbar! In den letzten Tagen gab es für mich kaum etwas zu tun! Außerdem geht es mir gut und dem Kind auch!“

Wieder sah sie in Flints Augen und freute sich, als dieser schließlich das Angebot -wenn auch zögerlich - an-nahm. Sie beauftragte Greyfox förmlich damit, ihre Gäste zu ihrer Hütte zu bringen und sie so lange zu bewirten, bis sie mit ein paar Beeren zu ihnen stoßen würde, da sie ihnen ein paar süße gefüllten Fladen machen wollte. Und da Greyfox bereits wusste, dass es nichts brachte mit ihr eine Diskussion zu anzufangen, beließ er es dabei und ließ ihr ihren Willen. Beflügelt von ihrem Tatendrang es ihren Gästen so angenehm wie möglich zu machen, versuchte sie hastig die Stufen der Hütte hinab zu steigen und zum Ausgang der Palisaden zu laufen. In den letzten Tagen hatten alle versucht sie zu schonen und ihr alle Aufgaben abzunehmen, sodass es ihr schon fast langweilig geworden war. Sie versuchte nicht zu schnell zu laufen, da sie schon bald nach Luft schnappen musste, doch sie sprühte förmlich vor angestauter Energie. Sie hoffte inständig, dass sie in dem Schutze des Blätterdachs ein wenig Abkühlung und auch ein paar letzte Beeren finden würde, welche vor der Dürre noch verschont geblieben waren.
Alle düsteren Gedanken, was Deer nun tun würde und wie es mit ihm und Yellow Eye ausgehen würde, verdrängte sie fürs Erste. Sie würde ihren guten Willen beweisen ihm zu verzeihen und vielleicht damit auch Whitefang glücklich machen. Sie war keinem von ihnen begegnet, als sie die Hütte verlassen hatte Deshalb hoffte sie, dass sie nun ein wenig gemeinsame Zeit verbringen konnten, um einige freundschaftliche -brüderliche- Worte zu wechseln bevor sie ein Feuer zusammen teilen würden und die Nacht herein brach. Für ein klärendes Gespräch war es höchste Zeit.

---> Waldgebiet am Hungry Horse Lake
Rainsong
Rainsong


Charakterbeschreibung
Name: Rainsong
Alter: 20
Clan: geboren als Cheno-kah nun von den Kangee aufgenommen

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